Insekten: Die unsichtbaren Helden der Natur
Insekten spielen eine zentrale Rolle im natürlichen Gleichgewicht unserer Gärten, doch ihre Bestände schrumpfen rapide. Ohne sie fehlt ein wesentlicher Baustein im Ökosystem, denn sie bestäuben Pflanzen, sorgen für fruchtbare Böden und dienen als Nahrungsquelle für viele Tiere. Was können wir tun, um diesen kleinen Helfern wieder mehr Raum zu geben?
Summen, Brummen, Zirpen – das sind die Stimmen der Insekten, die das unsichtbare Orchester eines jeden Gartens, Park oder Waldes bilden. Doch in den letzten Jahren ist diese Symphonie deutlich leiser geworden. Die weltweiten Insektenbestände nehmen seit Jahrzehnten besorgniserregend ab. So hat das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung herausgefunden, dass die Insektenzahlen jährlich um durchschnittlich anderthalb Prozent zurückgehen. Die Arbeitsgruppe hat dazu Daten von mehr als 920 Standorten rund um die Erde aus über 100 Studien ausgewertet.
Insekten spielen eine Schlüsselrolle in der Natur. Sie sind nicht nur für die Bestäubung vieler Pflanzenarten verantwortlich, sondern auch für den Abbau von organischem Material, die Bodenaufbereitung und die Regulierung von Schädlingen. Ein Grossteil unserer Nahrung hängt von ihrer Arbeit ab. Rund 87 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, darunter viele Nutzpflanzen wie Obstbäume, Raps oder Gemüsearten. Ohne diese kleinen Helfer würde unsere Ernte deutlich geringer ausfallen – ein Problem, das langfristig auch die Lebensmittelproduktion bedroht.
Doch es sind nicht nur seltene Insektenarten, die gefährdet sind. Gemäss der Analyse des deutschen Forschungsteams geht der Rückgang vor allem auf das Verschwinden häufiger Arten zurück. Arten, die einst massenhaft auf Wiesen und in Gärten zu finden waren, nehmen um etwa acht Prozent pro Jahr ab. Dieser Verlust trifft das gesamte Ökosystem hart, denn diese Insekten sind oft Hauptnahrungsquelle für Vögel und andere Tiere.
Der schleichende Niedergang der Insektenwelt
Die Gründe für das weltweite Insektensterben sind vielfältig. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, Überdüngung und der Verlust von Lebensräumen tragen massgeblich dazu bei. Beispiele dafür sind etwa die Grosse Sägeschrecke und die Binden-Pelzbiene, die in der Schweiz mittlerweile vom Aussterben bedroht sind. Die Grosse Sägeschrecke, die grösste Heuschreckenart der Schweiz, ist besonders selten und schwer zu finden, da sie sich hervorragend tarnt. Sie lebt vor allem im Rheintal und am Walliser Rhoneknie in sonnigen Gras- und Buschlandschaften, die oft durch Rebberge verdrängt werden. Auch die Bindenpelzbiene, die ihre Nester bevorzugt in steile Abbruchhänge an Flussufern und in natürliche Ruderalflächen baut, ist sehr auf diese spezifischen Lebensräume angewiesen. Mit dem Verschwinden dieser unberührten Flächen und den dazugehörigen Pionierpflanzen, ist auch sie immer seltener geworden. Beide Arten stehen auf der roten Liste und sind stark gefährdet.
Doch es ist nicht nur die Landwirtschaft, die den Insekten zu schaffen macht. Der Klimawandel spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Er verändert die Lebensbedingungen vieler Insektenarten und führt zu extremen Wetterereignissen, die ihren Lebensrhythmus stören. Selbst in scheinbar unberührten Naturlandschaften wie den Tropenwäldern von Puerto Rico oder Costa Rica beobachten Forscherinnen und Forscher einen schleichenden Rückgang der Insektenpopulationen. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass Luftverschmutzung durch erhöhte Ozonwerte und andere Schadstoffe die Pheromone und Duftmoleküle von Insekten zersetzen, was ihre Fortpflanzung und Nahrungssuche massiv beeinträchtigt.
Insekten als Bodenverbesserer und Recyclinghelden
Neben ihrer Rolle als Bestäuber haben Insekten noch zahlreiche weitere Aufgaben. Sie zersetzen organisches Material wie abgestorbene Blätter und Totholz und tragen so zur Bodenfruchtbarkeit bei. Ohne ihre Arbeit würden sich diese Pflanzenreste in den Wäldern und Gärten ansammeln und die Nährstoffkreisläufe stören. Insekten tragen ausserdem dazu bei, dass Pflanzen Nährstoffe effizient aufnehmen können, indem sie den Boden auflockern und durchlüften.
Auch in Wäldern sind Insekten unverzichtbar. Rund 80 Prozent der Bäume und Sträucher in Wäldern vermehren sich durch Fremdbestäubung – oft durch Insekten. Unter Ihnen befinden sich sehr viele nützliche Arten, die pflanzenschädigende Organismen als Gegenspieler/ Antagonisten eindämmen und dadurch invasiven Befall und den Ausfall von Pflanzenarten verhindern können. Ohne diese Arbeit würde der Wald immer mehr geschwächt und in einem Chaos versinken.
Insekten sind im Übrigen eine zentrale Nahrungsquelle für viele andere Tiere. Vögel, Igel, Frösche und Eidechsen sind auf Insekten angewiesen, um zu überleben. Ein Rückgang der Insektenpopulationen hat somit weitreichende Folgen auf die gesamte Nahrungskette. Ohne Insekten haben viele Tiere nicht genug zu fressen, was irgendwann zu einem Kollaps ganzer Ökosysteme führen könnte.
So gestalten Sie Ihren Garten insektenfreundlich
Ein insektenfreundlicher Garten ist nicht nur ein Beitrag zur Biodiversität, sondern auch eine Bereicherung für das eigene Zuhause. Schon einfache Massnahmen können einen grossen Unterschied machen.
- Die richtigen Pflanzen wählen: Wildstauden, heimische Pflanzen und blühende Kräuter sind ein Paradies für Insekten. Besonders Pflanzen wie Salbei, Sonnenhut oder der Wilde Majoran sind beliebte Nahrungsquellen. Vermeiden Sie exotische Zierpflanzen, die für heimische Insekten oft unattraktiv sind.
- Wilde Ecken schaffen: Ein gepflegter Rasen mag für das Auge schön sein, für Insekten bietet er jedoch wenig Lebensraum. Lassen Sie Teil Ihres Gartens „wild“ und ungemäht. Hier finden viele Insekten Unterschlupf und Nahrung. Auch eine Totholzecke oder ein kleiner Steinhaufen bieten wertvollen Lebensraum. Ebenso dankbar sind viele Kleinsäugetiere, Vögel und Insekten für natürliche Trockenstrukturen, die über den Winter belassen werden. Dort finden sie sowohl Unterschlupf als auch Nahrung während der kalten Monate. Räumen sie einige Gartenteile daher lieber erst im Frühjahr, im März/ April ab.
- Nisthilfen und Wasserstellen: Wildbienen und andere Insekten brauchen Nisthilfen, um ihre Eier abzulegen. Mit Insektenhotels können Sie ihnen ein Zuhause bieten. An heissen Sommertagen freuen sich viele Insekten über eine flache Wasserschale als Tränke.
- Weniger mähen: Verzichten Sie darauf, den ganzen Garten auf einmal zu mähen. Lassen Sie Rückzugsbereiche für Insekten stehen und lassen Sie das abgemähte Gras zwei bis drei Tage liegen, damit sich Insekten in Sicherheit bringen und wenn vorhanden, Wildblumen versamen können (=Heublumensaat). Wiesen sollten zum ersten Mal im Jahr frühestens ab dem 15. Juni gemäht werden, damit sich die Arten bis zur Samenreife entwickeln und vermehren können. Am besten eignet sich eine Sense. Bei Arbeiten mit dem Fadenmäher empfiehlt es sich, die Fläche vorher abzuschreiten, um grössere Tiere entdecken und vor Verletzungen schützen zu können.