«Unser Garten hält für alle ein Wunder bereit»
Auch am Botanischen Garten Grüningen ist die Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen. Unter der Leitung von Yves Keller, Präsident der Stiftung Botanischer Garten Grüningen und Teamleiter Private Banking Zürich-West der Zürcher Kantonalbank, hat der Garten den Schritt in die Zukunft und den Sprung in die Stuben der Besucherinnen und Besucher gewagt.
Wie kommt es, dass die Zürcher Kantonalbank einen Botanischen Garten betreibt?
Yves Keller: Der Botanische Garten Grüningen war ursprünglich in Privatbesitz. Als der damalige Inhaber den Garten aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben wollte, bot die Zürcher Kantonalbank an, den Botanischen Garten Grüningen gemeinsam mit der ETH Zürich zu übernehmen und zu Bildungs- und Forschungszwecken weiterzubetreiben. Damit auch die Öffentlichkeit davon profitieren kann, machten wir den Garten 1981 der Bevölkerung zugänglich. Seit dem Jahr 2000 ist die Zürcher Kantonalbank einzige Trägerin der Stiftung Botanischer Garten Grüningen.
Inwiefern passt ein Botanischer Garten zum Engagement der Zürcher Kantonalbank?
Mit dem Betrieb des Gartens leisten wir einen Teil zu unserem Unterstützungsauftrag, der vorsieht, dass wir uns wirtschaftlich und sozial engagieren. Die Zürcher Kantonalbank legt zudem grossen Wert darauf, Biodiversität zu fördern. Dass sich das mit der Schaffung beziehungsweise dem Erhalt eines Naherholungsgebiet verbinden lässt, ist ideal.
Was ist Ihnen als Präsident der Stiftung Botanischer Garten Grüningen besonders wichtig?
Tatsächlich habe ich einen persönlichen Bezug zum Botanischen Garten. Ich bin in Wolfhausen aufgewachsen und kenne den Botanischen Garten Grüningen deshalb seit meiner Kindheit. Auch heute wohne ich nicht weit entfernt. Als sich vor zwei Jahren die Möglichkeit ergab, das Präsidium des Gartens zu übernehmen, war das für mich deshalb auch eine Herzensangelegenheit. Kurz nach meinem Antritt kam die Pandemie. Wir haben diese Zeit genutzt, um neue Wege zu gehen und den Garten virtuell in die Stuben der Menschen zu bringen. Gleichzeitig war es uns wichtig, uns noch stärker im Bereich Umweltbildung zu engagieren.
Was bedeutet das konkret?
Wir wollen Zusammenhänge in der Naturwissenschaft auf einfache Art und Weise erklären. Zeigen, welche Folgen es beispielsweise hat, wenn man im Wald Plastik wegwirft oder illegal Pflanzen entsorgt, welche Funktionen Bäume haben und wie wichtig Insekten für uns sind. Es geht darum, Verständnis zu schaffen, Wissen zu vermitteln und Menschen neugierig zu machen. All das machen wir neu nicht nur im Garten selbst, sondern auch virtuell. Dazu haben wir eine attraktive Webseite gestaltet, die in Kürze online gehen wird und unsere Social-Media-Aktivität gesteigert. Zudem haben wir sogenannte Jahresthemen lanciert, die den Rahmen für ein attraktives Programm im Garten und online bilden.
Das erste Jahresthema ist der Mammutbaum. Was heisst das für die Besuchenden?
Wir haben während der Wintersaison 2020/2021 eine 360-Grad-Besucherplattform gebaut, die einerseits die Wurzeln des Mammutbaums schützt und andererseits den Besuchenden die Möglichkeit gibt, den Baum von ganz nah zu betrachten. Eine Informationstafel vor dem Baum, vermittelt zudem interessantes Wissen über den Mammutbaum. Auch auf Social Media begleiten wir das Jahresthema künftig intensiver.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Botanischen Garten Grüningen?
Eine der grossen Stärken des Botanischen Gartens Grüningen ist die Vielfalt von Bäumen. Diese Vielfalt möchten wir künftig noch stärker hervorheben, indem wir verschiedene Exponate mit Hilfe der erwähnten Thementafeln in den Fokus rücken. Gleichzeitig organisieren wir aber auch abwechslungsreiche, informative und unterhaltsame Veranstaltungen und Führungen im Botanischen Garten. Ich denke, nur wenn wir unsere Umwelt verstehen, die Zusammenhänge begreifen, die Faszination fühlen und die Kraft der Natur erleben, sind wir gewillt, sie zu schützen. Genau hier kann der Botanische Garten Grüningen einen wichtigen Beitrag zum Verständnis leisten und wird das auch weiterhin tun.
Was wünschen Sie sich, dass die Menschen vom Besuch im Garten mitnehmen?
Tatsächlich haben wir uns während verschiedenen Workshops, in denen es darum ging, die Markenidentität des Botanischen Gartens Grüningen zu schärfen, stark mit dieser Frage auseinandergesetzt. Die wichtigsten Werte, die wir vermitteln und erlebbar machen möchten, sind Vielfältigkeit, Entschleunigung und Bildung. Letztlich haben wir uns dazu entschieden, ein Markenversprechen an unsere Besucherinnen und Besucher abzugeben, das da lautet «Mein Wunder Natur». Es veranschaulicht, dass der Botanischen Garten Grüningen für alle Besucher ein kleines oder grosses Wunder bereit hält.