Erleben

«Passionsblume: Vielseitige Wunderpflanze»

Nicht in vielen Pflanzenfamilien gibt es so viele farbenfrohe Exponate wie bei den Passionsblumen. Kein Wunder: Die beliebte Kübelpflanze, die von Frühsommer bis Herbst blüht, gedeiht auf fast allen Kontinenten. 

Manche sind grün, gelb, weiss, rosa, andere sind pink, rot, lila, tief- und himmelblau und manche der über 500 Arten und Hybridsorten der Passionsblume sind sogar schwarz. Die leuchtenden Blätter umgeben die Blüten und Staubgefässe in der Mitte der Blume wie ein Strahlenkranz. Nicht selten liefert der Artenname zudem einen Hinweis auf die Blattform: Passiflora laurifolia (loorbeerblättrig), Passiflora platyloba (breitgelappt) oder Passiflora bilobata (zweilappig). 

Schöne, leidende Blütenpracht

Obschon die Passionsblume in den warmen Regionen von Süd- und Mittelamerika, der Karibik, Afrika, Indien, Südostasien und Australien gedeiht, sind die exotisch-schönen Pflanzen auch bei uns äusserst verbreitet. Zu verdanken ist das Jesuitenpriestern, die um das Jahr 1600 mit den spanischen Eroberern mitgereist sind und im brasilianischen Regenwald eine bisher unbekannte Lianenart mit einzigartigen Blüten entdeckt hatten.

Passiflora racemosa

Die Geistlichen sahen in den Einzelteilen der Blüten Symbole für das Leiden Christi. Den dreiteiligen Griffel deuteten sie als die Nägel der Kreuzigung, die fünf Staubbeutel als die Wunden, den Strahlenkranz als Dornenkrone. Die Priester waren es dann auch, die der Blume ihren Namen gaben: Passionsblume. Abgeleitet von den lateinischen Worten: passio = Leiden und flos = Blüte. In Europa bekannt gemacht haben soll die Blume der Klosterschüler Jacomo Bosio. Gemäss einer Überlieferung hat er im Jahre 1610 eine Passionsblume in Rom öffentlich präsentiert. Dabei handelte es sich wahrscheinlich um die blau-weisse Passiflora caerulea – die bekannteste und widerstandsfähigste Art.

Beruhigende Wirkung der Passionsblume 

Neben ihren dekorativen Fähigkeiten werden Passionsblumen auch als Nutzpflanzen geschätzt. Rund 20 Arten werden für die Obstgewinnung und Saftherstellung angebaut. Die bekannteste Frucht der Passionsblume hat es gar zu Weltruhm gebracht: die süsssaure Maracuja, die von der Passiflora edulis, also der Purpurgrenadille stammt.  

Passionsblumen gelten allerdings auch als pflanzliches Arzneimittel. So werden vor allem Extrakte der Passiflora incarnata bei nervöser oder ängstlicher Unruhe oder Reizbarkeit eingesetzt. Die Heilpflanze kann zudem das Einschlafen erleichtern – davon waren übrigens schon die amerikanischen Ureinwohner überzeugt und nutzten die vielseitigen Heilkräfte der Passionsblume. 

Triumphzug durch europäische Stuben 

Insbesondere Passionsblumen-Arten wie die Passiflora caerulea, vitifolia oder edulis haben es in unsere heimischen Stuben geschafft. Die Zimmerpflanze mag helle und sonnige Standorte ohne stauende Hitze sowie eine gleichmässige Wasserversorgung. Erst wenn der Tag länger als zwölf Stunden ist, bilden sich in den Blattachseln der neuen Triebe Blütenknospen.

Viele in Kübeln kultivierte Passionsblumen können vom späten Frühjahr bis zum Herbst auch an geschützter Stelle im Freien gehalten werden. Die Überwinterung erfolgt dann an einem kühlen, wenn möglich hellen Ort, wobei der Bodenbereich für die meisten tropischen Arten nicht unter 16° C liegen sollte.

Passionsflora-Sammlung im Botanischen Garten Grünigen 

Auch im Botanischen Garten Grüningen können Sie eine Vielzahl von Passionsblumenarten bestaunen, welche meist ab Juli blühen. Darunter zum Beispiel: 

Passiflora alata (Riesengrenadille)

Alata bedeutet geflügelt und beschreibt den geflügelten, viereckigen Stiel dieser Passionsblumenart. Ihre Heimat sind zwar Peru und Brasilien, mittlerweile ist die Passiflora alata allerdings auf der ganzen Welt zu Hause. Ihre bis 12 cm grossen purpurnen Blüten, ihr gestreifter Strahlenkranz und ihre feinen Früchte machen sie zu einem absoluten Liebling. 

Passiflora caerulea (Blaue Passionsblume)

Sie stammt aus dem Süden Brasiliens sowie Argentinien und hat dort viele lokale Namen, wie Burucuya oder Murucuya. Die Passiflora caerulea zählt mit ihren blau-weissen Blüten, ihren fünf- bis neunfach gelappten Blättern und ihren Früchten zu den schönsten ihrer Art. 

Passiflora edulis (Eierfrucht, Purpurgrenadille)
Wie der Artname edulis andeutet, sind die Früchte der Edulis-Passionsblume essbar. Zusammen mit ihren verschiedenen Varianten und Unterarten ist die Passiflora edulis die am meisten angebaute Passionsblume weltweit. 

Passiflora gracilis (Einjährige Passionsblume) 

Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Art sind das tropische und das subtropische Amerika. Der Samen aus der scharlachroten, bis 2,5 cm langen Frucht muss zeitig im Frühjahr im Gewächshaus ausgesät werden. Im Juni ins Freiland gepflanzt und mit genügend Nährstoffen versorgt, blüht diese Art mit zwar kleinen, aber reichlich erscheinenden weissen bis hellvioletten Blüten. 

Passiflora racemosa (Rote Passionsblume)

Der Artname racemosa deutet auf die traubenförmige Anordnung ihrer Blüten hin. 20 bis 40 purpurrote, scharlachfarbene oder weisse Blüten sitzen traubig an blattlosen Zweigen und erreichen so Blütenstände von 50 bis 75 cm Länge. Da sie zu den dekorativsten Passionsblumen gehört, wird sie schon seit vielen Jahrzehnten kultiviert.