Menschen

«Der Botanische Garten ist eine Oase der Ruhe»

Besucherinnen und Besucher des Botanischen Gartens Grüningen sollen daran erinnert werden, wie wertvoll unser natürlicher Lebensraum ist – das wünscht sich Mark Saint, Leiter Marketing und Kommunikation der Stiftung Botanischer Garten Grüningen.

Mark Saint möchte, dass die Menschen ein Bewusstsein für den Schutz und die Erhaltung unserer vielfältigen Pflanzenwelt entwickeln.

Was gibt Ihnen die Natur?
Mark Saint: Die Natur dient mir als Quelle der Regeneration und Erholung. Es ist erfrischend, jedes Frühjahr zu beobachten, wie das Leben in der Natur erneut aufblüht. In der Stadt kommt die Natur oft zu kurz, daher bevorzuge ich das Landleben, das mir mehr Freiraum bietet. Hier geniesse ich Spaziergänge und erfreue mich an den zwitschernden Vögeln. Ein Ausflug in den Wald oder an Gewässer kann ebenso zur inneren Ruhe beitragen.

Welche Bedeutung hat es für Sie, das Bindeglied zwischen der Zürcher Kantonalbank und dem Botanischen Garten Grüningen zu sein?
Es ist eine ganz besondere Aufgabe, denn der Botanische Garten Grüningen stellt keine klassische Sponsoring-Partnerschaft dar. Stattdessen handelt es sich dabei um eine Stiftung der Zürcher Kantonalbank, deren einziger Träger die Bank selbst ist. Der Stiftungsrat hat mir das Mandat erteilt, das Marketing und die Kommunikation für den Botanischen Garten zu leiten. Obwohl ich nur über ein begrenztes Budget verfüge, habe ich den Freiraum, verschiedene Formate auszuprobieren und zu sehen, was funktioniert und was nicht.

Wie verbinden Sie kommunikativ die schnelllebige Welt da draussen mit der ruhigen Welt im Botanischen Garten? 
Unsere faszinierenden Bilder aus dem Botanischen Garten Grüningen bieten eine ideale Gelegenheit, Menschen aus ihrem hektischen Alltag zu entführen und sie der Natur näher zu bringen. Sei es während ihrer Pendelfahrt oder in einer kleinen Pause im Büroalltag. Auch unsere Kursangebote im Botanischen Garten Grüningen ermöglichen es den Menschen, in die Natur einzutauchen, ohne weite Wege zurücklegen zu müssen.

Dürfen Sie beim Thema Neuzugänge im Garten eigenlich mitbestimmen?
Die Auswahl der Pflanzen obliegt nicht meiner Zuständigkeit, dafür ist unser Gartenleiter Martin Salm zuständig. Im Rahmen meines Mandats kann ich allerdings das Veranstaltungsprogramm des Botanischen Gartens durch passende Events ergänzen. Unser traditionelles Angebot besteht aus monatlichen Sonntagsführungen zu wechselnden Themen. Darüber hinaus gibt es weitere Angebote rund um Naturthemen, die durch externe Anbieter umgesetzt werden.

Was schätzen die Besucherinnen und Besucher besonders? 
Besonders beliebt sind die Vollmondmeditationen, obwohl es einige Jahre dauerte, bis sich dieses Angebot etabliert hatte. Sehr gefragt sind auch die Themenführungen – kürzlich hatten wir eine zu fleischfressenden Pflanzen, die auf besonders grosses Interesse stiess. Ich würde gerne mehr kulturelle Veranstaltungen im Garten anbieten, jedoch ist der verfügbare Platz begrenzt, weshalb wir maximal 40 Personen begrüssen können. Ein Traum von mir ist es zudem, in Zukunft ein Open-Air-Jazz-Konzert im Garten zu organisieren. 

Sie haben das Jahresthema 2023 – fleischfressende Pflanzen – erwähnt. Was fasziniert Sie daran?
Während unserer Recherche zu diesem Thema sind wir auf viele interessante Informationen gestossen. Unter anderem hat offenbar schon Darwin darauf hingewiesen, dass es Pflanzen gibt, die Fliegen und andere kleine Tiere fressen – allerdings dauerte es rund zehn Jahre, bis man ihm endlich Glauben schenkte. Diese Besonderheit, dass eine Pflanze, die sich normalerweise aus Bodennährstoffen ernährt, Nahrung aus tierischen Quellen bezieht, finde ich ausserordentlich faszinierend. So ist es dann auch passiert, dass ich mich am «Tag der Fleischfressenden Pflanzen» dazu hinreissen liess, drei Exponate zu kaufen: eine Venusfliegenfalle, eine Kannenpflanze und einen Sonnentau.

Fleischfressende Pflanzen sind sehr heikel. Haben Sie denn einen grünen Daumen?
Leider nein. Ich vergass in der Vergangenheit immer mal wieder, meine Zimmerpflanzen zu giessen. Ab Sommer 2023 werde ich allerdings wieder einen eigenen kleinen Garten besitzen und möchte nochmals einen Anlauf wagen. Auf meine drei neuen «Fleischfresser» werde ich aber natürlich besonders gut achtgeben.

Was kommt nach den fleischfressenden Pflanzen haben Sie schon eine Idee fürs Jahresthema 2024?
Absolut. Unter dem Arbeitstitel «Züribaum» möchten wir der Bevölkerung die beeindruckende Vielfalt der Bäume im Kanton Zürich näherbringen. Ein sehr spannendes Thema, wie ich finde.

Der ehemalige Erlebnisparcours heisst neu «Schule im Garten». Das Programm für Schulklassen wurde komplett überarbeitet und mit Illustrationen von Karin Widmer bebildert.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am Botanischen Garten Grüningen?
Das Besondere an unserem Garten ist die unglaubliche Vielfalt an Pflanzen aus aller Welt, die auf engstem Raum vereint sind. Unser Gartenleiter, Martin Salm, betreibt dazu einen regen Austausch von Samen und Kernen mit anderen Botanischen Gärten weltweit, um auch seltene Arten zu bewahren. Ich hoffe, dass der Botanische Garten einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Biodiversität auf unserem Planeten zu erhalten. Zudem wünsche ich mir, dass wir auch die junge Generation dazu bewegen können, sich um die Natur zu kümmern. Dafür bieten wir im Botanischen Garten Grüningen ein spezielles Programm für Schulklassen an, das auch zu Hause mit den Kindern umgesetzt werden kann. Damit wollen wir das Naturbewusstsein der jungen Generation fördern.

Was soll den Menschen nach einem Besuch im Botanischen Garten Grüningen bleiben?
In meiner Idealvorstellung verlassen die Besucherinnen und Besucher den Garten mit dem Wunsch, bald wiederzukommen. Wenn sie dann anderen Menschen von ihrem Besuch erzählen, freue ich mich, wenn sie betonen, dass der Eintritt dank der Zürcher Kantonalbank kostenfrei ist. Ich hoffe, dass sie den Garten als eine kleine Oase der Ruhe empfinden, in der sie dem Alltag entfliehen und die Natur geniessen können. Es ist mir wichtig, dass die Besucher:innen das Gefühl haben, sie hätten etwas Positives erlebt und sich daran erinnern, wie wichtig und wertvoll unser natürlicher Lebensraum ist. Letztlich wünsche ich mir aber auch, dass jede Besucherin und jeder Besucher ein Stück Natur in sein Herz schliesst und ein Bewusstsein für den Schutz und die Erhaltung unserer vielfältigen Pflanzenwelt entwickelt.